Kosovo Part I: Pristina & Mazgit

Wenn man in Deutschland über dieses Land spricht, fallen einem meist eher negative Begriffe in den Kopf. Krise, Krieg, Flüchtlinge, Wirtschaftsprobleme ein.
Bereits seit meiner frühen Kindheit hatte ich durch enge Freunde und Bekannte immer wieder Bezug zu diesem Land und sollte so nebenläufig immer wieder Ereignisse miterleben. So erinnere ich mich in der Grundschule an Mitschüler, die damals als Flüchtlinge vor dem Krieg geflohen waren. Oder aber auch an die Unabhängigkeitserklärung von 2008, wo Freunde aufgebracht über diesen Feiertag berichteten.

Doch wie so oft, lernt man ein Land erst bei der Reise wirklich kennen und kann sich ein eigenes Bild machen. So buchten wir relativ kurzfristig im April 2022 unsere Flüge in die Hauptstadt vom Kosovo, nach Pristina. Von Düsseldorf konnten wir über Wien und ohne viel Wartezeit insgesamt in knapp 4 Stunden dorthin fliegen.

Da wir kurz vor Mitternacht am Flughafen landeten, gab es leider keine Busse mehr, die normalerweise in die Stadtmitte fahren. Daher waren wir gezwungen ein Taxi zu nutzen. Direkt vor dem Flughafen gibt es eine Infotafel mit den Preisen, daher kann man vorab sehen wie viel man bezahlen muss. Wir zeigten mit Google Maps unser Appartment und mussten insgesamt 25€ für den halbstündigen Transfer zahlen. Immerhin muss man im Kosovo kein Geld wechseln, da hier auch der Euro genutzt wird.

Im Land trifft man immer wieder auf deutschsprachige Menschen, die entweder mal in Deutschland oder in der Schweiz gelebt haben. Ein immenser Teil der Bevölkerung lebt mittlerweile in den genannten Staaten und auch darüber hinaus gibt es sehr viele Kosovaren verteilt in Europa. So konnte auch direkt unser erster Kontakt, der Taxifahrer etwas Deutsch und wir konnten ohne Probleme im Apartment ankommen.

Am nächsten Tag starteten wir Nachmittags mit der Erkundung von Pristina, die 145.000 Einwohner-Stadt und auch gleichzeitige Hauptstadt des Landes. Die Stadt ist relativ stark bebaut, die Straßen oft sehr eng, Bürgersteige zugeparkt, nicht wirklich barrierefrei und der Städtebau wirkt an vielen Stellen nicht durchdacht. Oft muss man auf den befahrenen Straßen laufen und sich durch die fahrenden Autos vordrängeln.

Eines unserer ersten Stopps war die Große-Moschee von Pristina, genannt auch Fatih-Sultan-Moschee. Die von Sultan Mehmed II. 1460/61 erbaute Moschee ist ein historisches Gebäude und einer der bedeutsamsten Punkte in der Stadt. Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass Kosovo sehr stark von der osmanischen Zeit (1389 – 1912) geprägt ist und bis heute noch viele wichtige Bauten beherbergt.

Auffällig in der Stadt waren für mich auch die vielen USA & Albanien-Fahnen. An fast jeder Straße im Stadtzentrum gibt es Monumente, Statuen & Andenken mit Bezug zu den USA oder zu den albanischen UCK, die sich für die Unabhängigkeit und die gegen die Unterdrückung im Lande eingesetzt haben. Die amerikanische Botschaft hat beispielsweise eines der besten Lagen in der Stadt und sticht sofort hervor.

Da wir im Ramadan unterwegs waren, war die Stadt insbesondere Abends stark belebt und bis zum Nachmittag gab es keine überfüllten Straßen, Cafes & Restaurants.

Von Pristina machten wir einen Tagesausflug zum Mausoleum von Sultan Murad I. in der Region Mazgit. Wir fragten uns durch und nahmen einen Bus nach Mazgit. Im Anschluss fuhren wir mit einem Taxi zur Grabstätte vom Sultan Murad I. und verbrachten mehrere Stunden dort. Zunächst direkt an der Grabstätte, wo wir die Gelegenheit hatten mit Saniye Türbedar zu sprechen, ein Mitglied der Familie Türbedar, die seit mehreren Jahrhunderten die Grabstätte pflegt und bewacht. Sie wohnt sogar direkt benachbart in einem kleinen Häuschen innerhalb der Mauern. Im Anschluss besuchten wir noch das aktuelle Museum, welches vom Sultan Abdulhamid ursprünglich als Gaststätte erbaut worden war und tankten einiges an Wissen auf. Sehr empfehlenswert!
Für die Rückfahrt liefen wir dann einfach weiter zur nächsten Hauptstraße und hielten einen Kleinbus an. Das ist ziemlich gängig im Kosovo und man kann einfach an den Straßenrändern die Hand heben und Kleinbusse oder Taxis halten dann an um einen mitzunehmen. Das war sehr praktisch und wurde während unseres Aufenthaltes auch einige male genutzt.

Insgesamt ist Pristina in meinen Augen eine moderne Stadt, die sich scheinbar schnell entwickelt und im Aufbruch ist. Gerne teile ich noch einige Fotos aus unserem Pristina-Besuch:

Von Pristina nutzten wir den Bus vom Bus-Bahnhof aus und fuhren zu unserem nächsten Stopp, nach Peja/Pec/Ipek, wie die Stadt je nach Sprache genannt wird. Zu unserer Zeit zahlten wir 5€ pro Person für diese Strecke, was wir sehr günstig fanden. Die Busse sind alle gut ausgeschrieben und man kann problemlos von Pristina aus in diverse andere Städte im Land reisen.

Schreibe einen Kommentar